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Tartu

Rathausplatz in Tartu
©Riina Varol

DIE KULTURHAUPTSTADT ESTLANDS

In der zweitgrössten Stadt Estlands steht nicht nur die älteste Universität Nordeuropas, Tartu trumpft auch mit einer Vielzahl an Museen und anderen kulturellen Einrichtungen sowie einem pulsierenden Nachtleben auf. Die kulturelle Vielfalt und das grosse Angebot hat die EU denn auch dazu bewogen, Tartu 2024 für ein Jahr lang zur Europäischen Kulturhauptstadt zu ernennen.  Ausserdem ist Tartu die älteste Stadt der baltischen Länder.

Besucher und Besucherinnen werden durch die Statue zweier sich küssender Studenten auf dem Rathausplatz begrüsst, in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich Museen, Cafés und der grosse Stadtpark, der sich über einen Hügel erstreckt. Tartu ist sehr kompakt und praktisch alle Sehenswürdigkeiten, Restaurants und auch das Nachtleben sind in der einen oder anderen Parallelstrasse zu finden. Es ist eine Wiege für Kreatives und Wissenschaftliches – hier werden Sie stets Theateraufführungen, Konzerte oder Festivals besuchen können. Man kommt hier gut zu Fuss von A nach B und überhaupt lässt sich das geistige Zentrum des Landes am besten in gemächlicher Geschwindigkeit – zu Fuss oder per Fahrrad – erkunden. Man kann auf eigene Faust losziehen und sich die verschiedenen Stadtteile mit ihrem je ganz eigenen Charakter anschauen. Es gibt aber auch viele abwechslungsreiche Stadtführungen, die sehr empfehlenswert sind – unter ihnen themenzentrierte, wie die literarische Wanderung oder der architektonische Spaziergang.

Nachhaltigkeit steht im Zentrum

Tartu gehört zu den 2020 Sustainable Top100. Der internationale Wettbewerb für Erfolgsgeschichten des nachhaltigen Tourismus wird von Green Destinations organisiert, um die Reiseziele auszuzeichnen, die sich dafür einsetzen, dass das Besuchererlebnis nachhaltiger und wertebasierter wird. Zur Erfolgsgeschichte von Tartu gehört ein stadtweiter Fahrradverleih sowie die Inbetriebnahme von Bussen, die mit CNG-Gas fahren, was zur Folge hatte, dass sich der Pkw-Verkehr und der Verkehrslärm im Stadtzentrum verringert haben, wodurch sich wiederum die Luftqualität verbessert hat. Bis 2040 hat sich die Stadt Tartu als Ziel gesetzt, den Anteil der mit dem Auto zu erledigenden Fahrten auf 25% des gesamten Verkehrs zu verringern.

Verbindungen nach Tartu

Obwohl es in Tartu einen Flughafen hat, welcher über Helsinki mehrmals wöchentlich von der Finnair angeflogen wird, empfiehlt es sich, Tartu von Tallinn aus zu besuchen. Denn der Direktflug von Zürich nach Tallinn ist der schnellste und auch bequemste Weg nach Estland. Von Tallinn aus erreicht man Tartu bequem mit dem Zug (ca. 2h) oder mit dem Bus (ca. 2h30min). Beide Transportmittel verkehren mehrmals täglich. Natürlich kann man auch das eigene Auto nehmen. Die Fahrtzeit von Tallinn nach Tartu beträgt ca. 2h15min.   

Highlights in Tartu

Die Altstadt

Die Altstadt von Tartu ist ein aussergewöhnliches nationales Denkmalschutzgebiet. 

Hier befinden sich wunderschöne Architekturbeispiele aus dem Mittelalter bis hin zu heutiger moderner Architektur, die durch gemütliche Cafés und ausgezeichneten Restaurants, Stadtnatur und quirliges Studentenleben geprägt ist. 

Tartu ist die Wiege der estnischen Kultur – hier entstand die Nationaluniversität, hier nahmen die ersten Zeitungen, Kulturvereine und 1870 das erste Berufstheater (das Theater Vanemuine) ihre Tätigkeit auf, auch fand hier 1869 das erste nationale allgemeine Sängerfest statt. Hier befinden sich das Nationalarchiv und das Bildungs- und Wissenschaftsministerium, ausserdem ist Tartu das Zuhause mehrerer wichtiger Kultureinrichtungen.

Das Estnische Nationalmuseum

Estnische Geschichte auf 6000 m² Ausstellungsfläche 

Das grösste Museums Estlands zeigt den Alltag von Estinnen und Esten durch die Geschichte auf und informiert zusätzlich mit der Dauerexposition „Echo des Urals“ über die Lebensverhältnisse der finno-ugrischer Völker. Zur Ergänzung des Museumserlebnisses gibt es auch temporäre Ausstellungen. Das Museum bietet Workshops, Bildungsprogramme und geführte Touren auf elf Sprachen an und dient gleichzeitig auch als modernes Konferenzzentrum und Durchführungsort von internationalen Veranstaltungen.

Auch architektonisch ist das Museum äusserst imposant. Auf dem Gelände des ehemaligen Sowjet-Flugplatzes Raadi entstand ab 2009 ein Neubau nach einem Entwurf des Pariser Architekturbüros Dorell Ghomtmeh Tane. Das neue Museum wurde vom ehemaligen Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves im September 2016 eröffnet.

Den Besuchenden stehen das Restaurant und der Museumsladen mit grosser Warenauswahl zur Verfügung. Der Aussenbereich lädt zur Erholung und zum Picknick ein . Am Ufer des Sees Raadi gibt es eine romantische Rotunde und eine Schnapsbrennerei mit Glasdach. 

Das Wissenschaftszentrum AHHAA

Wissenschaft interaktiv erleben 

Im Wissenschaftszentrum AHHAA erlebt man eine gelungene Kombination aus Wissensvermittlung, Spannung, Abenteuer, der Erprobung nützlicher Fähigkeiten und spannender Unterhaltung. Das Zentrum, welches als Projekt der Universität Tartu 1997 ins Leben gerufen wurde, bietet ein attraktives Lernumfeld, in welchem interaktiv neues Wissen erworben werden kann. Die meisten Ausstellungen sind als praktische Selbsterfahrungswelten konzipiert, in welchen sich den Besuchenden die Sachverhalte durch eigenes Ausprobieren erschliessen. Es gibt ein Planetarium, ein Wissenschaftstheater, ein Schullabor und vieles mehr.

Der hippe Stadtteil Karlova

Hipster-City

Der gemütliche, böhmische Stadtteil Karlova ist von alten Holzhäusern umgeben und voll von ausdrucksstarker Strassenkunst. Hier können Sie nahezu an jeder Ecke etwas Spannendes entdecken. Das Stadtviertel nahm am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Anfang mit Häusern, die auf dem Land des Gutshofes Karlova errichtet wurden, welche zumeist im Besitz von Estinnen und Esten waren. Dort wurden zahlreiche Holzhäuser mitsamt Hinterhöfen errichtet, weshalb der Stadtteil früher auch als Holzschnitzeldorf bezeichnet wurde. Daher lässt sich in diesem Stadtviertel auch neben der Strassenkunst wertvolle Holzarchitektur erkunden, von der ein Teil bereits ein neues und schönes Aussehen erhalten hat, und der andere noch auf ein neues Leben wartet. Hier hat sich in den vergangenen Jahren auch die örtliche Hipsterszene niedergelassen – rund um ihren zentralen Treffpunkt Barlova.

Mit Aparaaditehas hat sich Tartu ausserdem kürzlich einen Spielplatz für Kreative geschaffen – nach dem Vorbild der Creative-City Telliskivi in Tallinn. Auf dem Gelände einer alten Fabrik am Rande Karlovas gedeihen seither hippe Gastronomie, kleine stylische Läden, Kunst und Kultur.

Tartu – Europäische Kulturhauptstadt 2024

Nach Tallinn (im Jahr 2011) wird nun auch die zweitgrösste estnische Stadt Tartu für ein Jahr zur europäischen Kulturhauptstadt – und zwar 2024. Tartu hat diese Auszeichnung mehr als verdient und wird seine Chance nutzen, sich im Hauptstadtjahr einer grösseren Öffentlichkeit von der besten Seite zu präsentieren. 

Gemeinsam mit Bad Ischl (Österreich) und Bodø (Norwegen) wird Tartu im Jahre 2024 eine von drei europäischen Kulturhauptstädten sein. Besucher der südestnischen Stadt erwartet dann ein buntes und reichhaltiges Programm mit vielen originellen Aktionen. „Kissing Tartu“ ist eine von ihnen; sie soll Mitgefühl und Respekt gegenüber anderen und sich selbst fördern und wird mit einem noch nie dagewesenen Massenküssen einhergehen.

Des Weiteren wird der Tartuer Domberg mit Licht, Kultur und Wissenschaft erfüllt. Es wird Diskussionsveranstaltungen zum Thema „hybride europäische Demokratie“ geben, die Vielfalt Südestlands wird mit dem Mittel des Dokumentarfilms erkundet, Tartus Strassenkunst-Szene wird gewürdigt, eine Open Air-Ausstellung wird die Bezüge zwischen Natur und Technologie untersuchen und es gibt ein Projekt mit Booten auf dem Fluss Emajõgi. Selbstverständlich gibt es auch Literatur- und Musikveranstaltungen. Und natürlich kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.

Übrigens wird die Stadt Tartu schon lange als gar nicht so heimliches kulturelles Zentrum des Landes betrachtet. Ihre Tradition als Universitätsstadt macht sie seit jeher zum geistigen Brennpunkt Estlands. Seit 2015 ist sie zudem als Internationale Literaturstadt Teil des UNESCO-Netzwerkes der weltweiten Kreativstädte.